So richtig beschreiben konnte Christian Stiefelhagen seine Gefühlslage nach der gewonnenen Vorstandswahl am Ende der Außerordentlichen Mitgliederversammlung am Dienstagabend um kurz nach 22 Uhr noch nicht. „Ich bin noch total aufgewühlt und habe es noch nicht verarbeitet. Die Freude überwiegt, dass die Arbeit in den letzten acht Wochen in das erhoffte Ergebnis gemündet ist. Man hat gespürt, dass die Fans einfach einen Neuanfang haben wollten“, so die ersten Worte des frischgewählten, neuen Präsidenten des MSV Duisburg.
Schon nach dem ersten Wahlgang hatte das Team um den im Vorfeld favorisierten Werbe- und Marketingprofi über ein Viertel der fast 1300 anwesenden Mitglieder in der Schauinsland-Reisen-Arena von sich überzeugt. Dabei waren die Kandidaten aus dem Kreis von Thomas Maaßen dem später gewählten neuen Vorstandsvorsitzenden mit nur knapp zwei Prozent weniger Stimmen anfangs noch dicht auf den Fersen.
Maaßen aber zog seine Kandidatur ebenso wie Ingo Wald vor dem zweiten Wahlgang zurück. „Eine tolle Geste“, empfand Stiefelhagen. „Wir hätten es als Dritter wohl auch gemacht, alleine um keinen Kaugummi-Wahlabend zu erleben. Wir sind froh, mit einer breiten Mehrheit in dieses Amt zu gehen.“
Trafen sich auf den vorherigen Mitgliederversammlungen des MSV Duisburg höchstens knapp die Hälfte an Wahlberechtigten, war das Interesse mit Blick auf die Zukunft des Vereins am Dienstagabend besonders groß, so wie nie zuvor.
„Die Menge an Menschen hat uns schon überrascht. Wir haben gemerkt, dass wir nicht so schlecht in den Umfragen waren und haben unsere 15-minütige Präsentation als einziges fünfköpfiges Team etwas anpassen müssen. Wir sind davon ausgegangen, dass die Mitglieder unseren Wahlkampf beobachtet haben, viele sind aber wohl nur zum Wählen gekommen und haben entschieden, wofür ihr Herz schlägt“, erklärte Stiefelhagen.
Seinen Dank sprach der neue MSV-Chef auch seinem Vorgänger Ingo Wald aus, dessen zehnjährige Ära mit mauen 15 Prozent nach dem Rückzug in Folge des ersten Wahlgangs endgültig endete. „Ingo hat den Verein 24/7 gelebt und extrem viel dafür gegeben. Er hat ein Fundament hinterlassen, das man nicht außer Acht lassen darf und auf das wir solide aufbauen können. Dass die letzte Zeit nicht mehr von Erfolg gekrönt war, ist die eine Seite, das Ergebnis als Quittung die andere. Aber ich möchte lieber über den Neuanfang als über alte Dinge sprechen.“
Natürlich haben wir uns mehr erhofft, aber das ist Demokratie
Ingo Wald
Bei Wald überwog dagegen zwar eine „gewisse Enttäuschung“, der 66-Jährige zeigte bei seinem Abschied dennoch Größe und erntete von den Mitgliedern sogar Standing Ovations. „Natürlich haben wir uns mehr erhofft, aber das ist Demokratie. Ich bereue den Antritt eigentlich nicht, weil wir tolle junge Menschen im Team hatten, die neue Impulse setzen könnten. Das Zeitfenster war kurz. Ich habe lange mit mir gehadert, mich dann aber am Ende doch dazu entschieden, weil ich glaube, dass der Übergang mit einer erfahrenen Person vielleicht ein bisschen einfacher gewesen wäre.“
So oder so bekräftigte Wald, das neue Team, in welcher Form auch immer, bei bestimmten Anliegen weiter zu unterstützen. Dem kompletten Neuanfang steht durch Stiefelhagens Wahlsieg aber nichts mehr im Wege.